Volker vom Medienprojekt Berlin e.V. im Interview
Marc vom WelcomeCamp trifft Menschen, die sich engagieren und spricht mit ihnen über ihren Antrieb, ihre Erfolge und ihre Herausforderungen. Im ersten Teil erzählt Volker Hoffmann vom Medienprojekt Berlin e.V. über die Arbeit mit geflüchteten Kindern und Jugendlichen sowie mit Menschen mit Behinderungen, für die das Team mit Preisen belohnt wurde. Sponsoren und Unterstützer für dieses integrative und inklusive Projekt dürfen sich gern melden.

Volker Hoffmann über Filme als Sprachrohr
Volker, stell dich bitte kurz vor. Was machst du, was ist das Medienprojekt Berlin e.V.?
Hallo, ich bin freier Dokumentarfilmer und Medienpädagoge. Das Medienprojekt Berlin ist ein gemeinnütziger Verein mit dem Ziel, Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen das Filme machen zu zeigen und ihnen die Gelegenheit zu geben, ihre eigenen Filme zu drehen. Seit 2010 organisieren wir erfolgreich kurze, konzentrierte Videoworkshops in denen die Jugendlichen Kurzfilme aller Art drehen können, also Spielfilme, Musikvideos, Reportagen, Trickfilme oder Mischformen. Das benötigte Kamera-Equipment und das Know-How gibts von uns kostenlos.
Du warst früher Journalist beim WDR und viel im Ausland unterwegs. Gibt es etwas das dich besonders bewegt oder sogar geprägt hat?
Ich war relativ viel in Mittel- und Südamerika unterwegs, aber auch in Westafrika und im Irak. Besonders bewegt und geprägt hat mich die Ungerechtigkeit bzw. die Armut auf der Welt, das ich z.B. bei einem Filmprojekt mit Strassenkindern in Nicaragua erlebt habe. Dass es uns auf dieser Seite der Welt sehr gut geht und auf der andere Seite leben die meisten Menschen in Armut oder sogar in Verelendung. Für mich gibt es darin den Zusammenhang, dass es uns hier nur deshalb so gut geht, weil es den Menschen im Süden so schlecht geht.
Das heisst, wenn wir z.b. den Kleinbauern in Mittelamerika für ihren Kaffee einen gerechten Lohn zahlen würden, den sie für die schwere und aufwendige Arbeit des Kaffeeanbaus verdient hätten, um einigermaßen vernünftig leben zu können, dann müssten wir für eine Tasse Kaffee zuhause wahrscheinlich fünf €uro bezahlen.
Bei den meisten bewaffneten Konflikten, die ich z.B. in Nicaragua, Kolumbien, Mexiko oder dem Irak gesehen habe, geht es eigentlich immer um Macht und Geld (oder Drogen).
Aktuell machst du unter anderem Filmprojekte/Workshops mit geflüchteten Kindern & Jugendlichen und Menschen mit Behinderungen. Was ist das Ziel und was sind die Themen?
Das Ziel ist, den Beteiligten durch das Filme machen eine Stimme zu geben. Also Filme als Sprachrohr. Aber das Ziel ist auch, ihnen zu zeigen, die Filme möglichst so zu machen, dass sie auch für Andere interessant sind.
Mit den geflüchteten Kids und Jugendlichen haben wir sowohl über ihre Fluchtursachen- und Wege als auch über ihre Lebensbedingungen hier in Berlin z.B. über ihr Leben in einer Turnhalle Filme gemacht. Dadurch geben wir den Zuschauer einen intensiven Einblick in der Lebensrealität der Geflüchteten und schaffen (hoffentlich) etwas mehr Verständnis für ihre Situation. Das hat z.B. einmal dazu geführt, dass über diesen Film der geflüchteten Kinder sich eine Frau in die Turnhalle „getraut“ und dann als Ehrenamtliche dort regelmäßig den Refugees geholfen hat.
Bei den Filmen von Menschen mit Behinderungen geht es eher um die unterschiedlichen Barrieren, die die Menschen in ihrem Leben „behindern“. Und die Wünsche und Forderungen, die Menschen mit Beeinträchtigung z.B. an die Politik und die Gesellschaft haben.

Kannst du kurz beschreiben wie so ein Projekt bei euch abläuft? Sucht ihr euch Themen aus und fragt dann Leute an oder kann man auch mit Ideen/Vorschlägen zu euch kommen?
Beides ist möglich. Manchmal fällt uns ein interessantes Thema ein, für das wir dann Leute suchen. Meistens ist es aber so, dass die Kinder und Jugendlichen natürlich ihre eigenen Ideen umsetzen. Das soll auch genau so sein. Anders würde es auch wahrscheinlich nicht funktionieren.
Wir bieten meist in kurze abgeschlossene Projekte an, also an mehreren Tagen am Stück, in einer Projektwoche in der Schule oder in den Ferien oder am Wochenende. Nach der Filmproduktion und dem Schnitt zeigen wir die Kurzfilme meistens öffentlich auf Veranstaltungen und danach auf unserem Youtube-Kanal oder bei facebook damit die Kids und die Jugendlichen mit ihren Filmen die größtmöglichste Öffentlichkeit bekommen.
Viele Preise, aber keine Sponsoren
Ihr habt auch schon ein paar Preise gewonnen, richtig?
Ja, wir schicken die besonders gelungenen Werke der Kids auf Jugendvideofestivals und fahren dann auch mit ihnen dahin. Das ist dann ein klasse Erfahrung, den Film noch mal vor Publikum zu zeigen und danach auf der Bühne Fragen zum Werk zu beantworten.
Bisher gab es fünf Mal nen Preis, im letzten Jahr gewann der Film „Neue Heimat Berlin – Die Turnhalle“ von zwei jungen Refugees über ihr Leben in einer Turnhalle nicht nur bei dem Berliner „Lichtspiele“ Jugendfilmfest den zweiten Platz sondern auch den zweiten Platz beim internationalen Kinderfilmfestival „Rec-for-kids“ Berlin. Und da wurden insgesamt 500 Filme aus 14 Ländern eingereicht.
Wie finanziert ihr euch? Werdet ihr vom Land Berlin gefördert bzw. habt ihr Sponsoren?
Tja, die Finanzierung. Die ist leider immer etwas schwierig. Wir haben weder feste Einnahmen noch Gehälter und leider auch keine Sponsoren. Wir müssen also immer wieder Anträge auf Förderung stellen. Oder unsere Kooperationspartner wie z.B. Schulen oder andere Organisationen. Vom Land Berlin werden wir nicht direkt gefördert. Bei den letzten beiden Projekte haben uns zum Glück die Kreuzberger Kinderstiftung und der Jugend- & Familienstiftung des Landes Berlin unterstützt.
Interessierte Menschen dürfen sich gerne melden.
Habt ihr demnächst spannende Projekte oder Vorführungen?
Demnächst planen wir ein weiteres Filmprojekt mit Refugees möglichst gemeinsam mit in Berlin aufgewachsenen Menschen. Dabei sollen die Beteiligten möglichst wie eine Art Redaktion zusammen arbeiten und Themen und Inhalte ihrer Filme selbst entwickeln. Interessierte Menschen dürfen sich gerne bei uns melden.
Auch für unser Projekt „Wahl inklusiv“ suchen wir noch Interessierte. Dabei wollen wir am Anfang der Sommerferien in einem Filmprojekt zur Bundestagswahl verschiedene Themen filmisch behandeln, die vor allem Menschen mit Behinderungen betreffen. Interessierte dürfen sich gerne bei uns melden. Die Teilnahme ist kostenlos.
Am So. 23. April zeigen wir die Ergebnisse unserer Workshops zum Thema Flucht, Asyl & Migration ab 14:00 nachmittags beim Nachbarschaftsfest im Rosis und abends um 21:00 Uhr im Filmrisz in der Rigaer Str. in Friedrichshain.

Die in den Projekten entstandenen Filme könnt ihr übrigens hier sehen:
www.medienprojekt-berlin.de/projekte
Falls ihr Kontakt zum Medienprojekt Berlin aufnehmen wollt:
Volker Hoffmann
info@medienprojekt.berlin.de
Facebook: https://www.facebook.com/medienprojektberlin1/