Screenshot aus der Session zu kritischer Männlichkeit mit Fikri Anıl Altıntaş.
Männer sind mutig, stark, dominant, risikobereit.
Oder sind diese Eigenschaften lediglich gesellschaftliche Zuschreibungen oder gar Erwartungen? Und falls sie es sind: welche Gefahren gehen damit einher? In seiner Session Was ist (kritische) Männlichkeit hat uns Fikri Anıl Altıntaş diese Thematik nähergebracht. Das interaktive Webinar lud zum gemeinsamen Austausch und einem kritischen und persönlichen Blick auf die gegenwärtigen Bild(er) von Männlichkeit(en) ein.
Die Vorstellungsrunde begann mit der Frage, warum sich die Teilnehmenden gerade für diese Session und das Thema interessierten. Einige wollten sich damit auseinandersetzen, weil sie verstehen möchten, was hegemoniale Männlichkeit bedeutet und wie man(n) toxische Männlichkeit vermeiden kann. Es entstand darüber hinaus eine Diskussion und kleine Sammlung von Floskeln, was „typisch männlich“ ist.
Vorurteile mit Bart
„Verdiener“, „Verteidiger“ und „Boys don´t cry“ dürften sicher vielen bekannt sein. Stereotypisch sind richtige Männer raumeinnehmend, dominant, aggressiv, karriereorientiert und tragen ein Bart. Besonders interessant ist der Aspekt, dass sich das Bild des Mannes im stetigen Wandel befindet. So war es im 18. Jahrhundert ganz klar ein anderes als heute. Und so kommen wir zur These von Judith Butler, dass stereotype Männer nicht als solche geboren werden, sondern dies häufig das Ergebnis von Erziehung und anderen äußeren Einflüssen widerspiegelt.
Abschließend wurden die Teilnehmenden gefragt, welche Eigenschaften einer männlichen Bezugsperson sie besonders schätzen. Hierzu gehörten unter anderem Einfühlungsvermögen, Eigenständigkeit, emotionale Offenheit, Sensibilität und Humor.
Diese tollen menschlichen und eigenbtlich geschlechtslosen eigenschaften Eigenschaften sind es, die durch toxische Männlichkeit unterdrückt oder verhindert werden und auf der anderen Seite Abwertung, Unterdrückung oder sexualisierte Gewalt hervorrufen. Die Liste ist lang. Tiefer und gefährlicher wird es besonders dann, wenn ein toxische Männlichkeit dazu führt, dass hilfreiche und notwendige Therapien nicht in Anspruch genommen werden, weil sie in bestimmter Sozialisierung als „unmännlich“ gelten.
Die Präsentation
Anıl war so nett, seine Präsentation vom WelcomeCamp zur Verfügung zu stellen. Auch wenn ihr nicht beim Event oder der Session dabei sein konntet, könnt ihr hier einen kurzen Eindruck gewinnen.
Linksammlung
Wer sich tiefer ins Thema einlesen möchte, kann das über die gesammelten Links aus der Session tun:
- Das Queer-Lexikon des Tagesspiegels
- Vice: Warum der Begriff toxische Männlichkeit aus dem Wortschatz gestrichen werden sollte
- Queertopia: männliche Privilegien (PDF)
- theoretische Hinführung zu kritischer Männlichkeit
- Englischer Beitrag über kritische Männlichkeit
Fikri Anıl Altıntaş ist freier Autor, veröffentlicht u.a. für das @Missy_Magazine, @derfreitag, @bento_de, @tazgezwitscher, @pinkstinksde, @ndaktuell und dem @LeftstyleMag. Und wir sind sicher, dass wir noch viel von ihm hören werden.
Seine Themen sind Männlichkeit und Orientalismus sowie postmigrantische Themen. Anıl war 2020 das erste Mal beim WelcomeCamp dabei. und wir freuen uns, dass es dieses, sein Thema, ins WelcomeCamp geschafft hat. Sein Instagram findet ihr hier.
Wir bedanken uns beim Team Session-Dokumentation für ihre Arbeit!
Wer den Talk zu (kritischer) #Männlichkeit mit @amina_aziz_ beim @FestderLinken für @LeftstyleMag nachschauen möchte.
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— Fikri Anıl Altıntaş (@altintas_anil) June 20, 2020
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