Screenshot aus der Klassismus-Session mit Sergej Prokopkin.
Klassismus ist keine Kunstepoche
Sergej Prokopkin, Dozent an der FU Berlin, brachte uns zum WelcomeCamp den Klassismus näher. Die Teilnehmenden der Session waren bunt gemischt. Darunter Menschen mit und ohne Migrationshintergrund und mit und ohne Arbeiter*innen-Background sowie auch Akademiker*innen-Hintergrund. Vorkenntnisse zum Klassismus gab es nur vereinzelt.
Beim Klassismus geht es um soziale Gruppen (sprich Klassen), die durch Einkommen oder zur Verfügung stehende finanzielle Mittel (Armut/Reichtum), ihren Status und/oder den Bildungsgrad charakterisiert werden, um diese auszugrenzen oder zu diskriminieren.
- Klassismus beschreibt die strukturelle Diskriminierung von Menschen aufgrund ihres sozialen und ökonomischen Status (soziale Herkunft wird dabei impliziert)
- Klassismus betrifft die Position von Menschen im Produktionsprozess, welche von gravierenden Ungleichheiten begleitet werden, um die Erfüllung von Grundbedürfnissen zu erschweren bzw. zu verhindern.
- Klassismus bedeutet Aberkennungsprozesse auf individueller, institutioneller und kultureller Ebene.
Unterschiedliche Ebenen des Klassismus
Individuell
Bei der individuellen Ebene geht es um das diskriminierende Sprechen und Handeln einzelner Persönlichkeiten oder Personengruppen.
Institutionell
Bei der institutionellen Ebene geht es um diskriminierende Politik in Form von Gesetzen und Gesetzmäßigkeiten bestimmte Regeln durchsetzt und etabliert.
Kulturell
Die kulturelle Ebene wiederum beschreibt Sichtbarkeiten bzw. Unsichtbarkeiten in der Kunst, die einzelne soziale Gruppen besser oder schlechter stellen als andere.
Zur Person
Sergej Prokopkin ist Arbeiter*innenkind mit Migrations- und Fluchterfahrung. Mit 17 Jahren ist Sergej mit seiner Familie nach Deutschland geflüchtet.
Sergej ist Jurist, Dozent an der FU-Berlin und Modulbeauftragter für den Fachbereich Recht. Seine Themenschwerpunkte sind das Antidiskriminierungsrecht, Klassismus, Migration und feministische Rechtswissenschaft.
Sein Instagram findet ihr hier.
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Wir bedanken uns beim Team Session-Dokumentation für ihre Arbeit! Sämtliche Informationen haben wir Sergejs Präsentation entnommen.
Ich lade euch herzlich dazu ein, heute an der Diskussion zum Thema #Klassismus und #Migration teilzunehmen. Die Diskussion findet im Rahmen des @welcomecamp statt. Um 17 Uhr geht es los!https://t.co/bTZ8d7fRwy pic.twitter.com/Gg8ypl5pim
— Sergej Prokopkin (@S_Prokopkin) June 6, 2020
Weiterführende Definitione, Links und Buchempfehlungen von Sergej
Intersektionalität bezeichnet die Mehrdimensionalität oder Verschränktheit von Diskriminierungen.
Der Begriff wurde von Kimberlé Crenshaw entwickelt. Sie bezog sich vor allem auf die US-amerikanische Rechtsprechung in der Sache DeGraffenreid v. General Motors. Hier wertete in den 1970er Jahren ein Gericht die Tatsache, dass GM im Rahmen einer Massenentlassung fast alle schwarzen Arbeiterinnen entlassen hatte, weder als rassistische noch als geschlechtssprezifische Diskriminierung und begründete dies damit, dass schwarze Arbeiter von der Kündigung ebenso wenig betroffen waren wie weiße Arbeiterinnen.
- Antidiskriminierungsstelle des Bundes – Diskriminierungserfahrungen in Deutschland (PDF)
- Lexikon der Diskriminierungsformen
- kikk – Klassismus ist keine Kunstepoche
Nach seiner Session hatte Sergej allen Interessierten noch seine persönlichen Buchempfehlungen getwittert.
Hier ist meine Literaturauswahl zum Thema #Klassismus. Sie ist keinesfalls abschließend und vor allem für die Menschen gedacht, die mich auf dem @bakj2020 und @welcomecamp danach gefragt haben. Weitere Literatur findet ihr unteranderem hier: https://t.co/yQqZ9gVCSE pic.twitter.com/7F6QXTvvED
— Sergej Prokopkin (@S_Prokopkin) June 7, 2020
Wir bedanken uns bei Sergej, dass er uns seine Präsentation der Session zur Verfügung gestellt hat. Viel Spaß biem Durchklicken.
Sergej Prokopkin im Interview bei Kaffee Neulich
Am 22. Mai war Sergej beim Interviewformat Kaffee Neulich der Media Residents zu Gast (ab 00:16:55).
Schaut gern mal rein.
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