Bild: KeinenpixeldenFaschisten.de

Kein Fußbreit, keinen Milimeter und erst Recht keinen Pixel

Gamification ist das Wort der Stunde und passt nicht nur thematisch in unsere Gather-Welt, sondern auch ins WelcomeCamp.

Wie agieren Rechte auf Online-Plattformen und was sind ihre Ziele? Das verriet uns Philipp Zimermann von Keinen Pixel den Faschisten.

KPdF sind ein demokratischer Zusammenschluss von Bloggern, Streamern, Akademikern, Wissenschaftlern, Podcastern und Youtubern, die sich mit Gaming beschäftigen und deren Mission es ist, über Hatespeech faschistische Strukturen in der Gaming-Welt aufzuklären, da es aktuell noch immer kein breites Bewusstsein hierfür gibt.

KPdF möchte ein Gegengewicht zu diesem toxischen Teil der Computerspielszene bilden und veröffentlicht eine Reihe von Artikeln und Interviews, die sich auf unterschiedlichen Ebenen mit dem Thema des Rechtsradikalismus in Gaming-Communitys auseinandersetzen. Damit sollen Lösungsstrategien angeboten werden, wie Spieler*innen, Entwickler*innen und Gaming-Communitys gegen rechtsradikale Vereinnahmung vorgehen können.

Warum das wichtig ist:

Führten Videospiele damals noch eher ein Nischendasein, dürfte mittlerweile unbestritten sein, dass sie mittlerweile einen sehr großen Stellenwert in der Popkultur einnehmen. Der Guardian schreibt, dass Videospiele die Musik als wichtigsten Aspekt der Popkultur abgelöst hätten. So war man früher Punk, Goth, Raver, usw. und heute identifizieren Sich Jugendlich darüber, welche Spiele sie spielen.

Interessantes Nebendetail: Der Videospielmarkt verzeichnete 2020 einen Gesamtumsatz von ungefähr 159.000.000.000$.

Eins gibt uns Philipp noch vorab in seiner Präsentation mit auf den Weg: Die Spiele sind nicht das Problem, sondern ein winziger aber toxischer Teil der Konsument*innen.

Als Beispiel bringt Philipp einen Beitrag von Damien Schubert (AAA Game Designer) aufs Tablett, der darauf aufmerksam macht, dass die Gefühlte Anzahl toxischer Spieler*innen um ein Vielfaches höher liegt, als sie es „in Wahrheit“ ist.

Philipp, bzw. KPdF macht bei Videospielen thematisch drei Unterscheidungen:

Rechte, Konservative, Reaktionäre 

Als Beispiele werden

  • Tom Clancy’s – The Division
  • Call of Duty – BLACK OPS COLD WAR
  • Catherine

genannt. Ohne diesen Spielen eigene Gesinnung zu unterstellen, so gehen diese im Storytelling und der Spielwelt vergleichsweise unachtsam mit sensiblen Themen um. Das Beispiel Catherine sei Transphob.

Reaktionär, Aktivistisch

Hier werden 

  • Kingdom Come – Deliverance
  • Postal 
  • Last Night

als Beispiele genannt. Diese zeichnen sich durch nationalistische und reaktionäre Sichtweisen aus.  

Faschistische

Zu nennen seien hier:

  • Rebellion – Heimat Defender
  • War Mongrels
  • Bolsomito 2k18

Diese seien mit klarer Absicht und faschistischen Hintergründen programmiert. So ist das Ziel bei Bolsomito Frauen, Transmenschen und Homosexuelle zu verprügeln.

 

The Evolution of Trust

Eigentlich hätte es in der Session noch eine kleine Spielvorstellung geben sollen. Namentlich The Evolution of Trust. Aus Zeitgründen hat das leider nicht ganz geklappt.

Aber schaut euch das unbedingt mal an, falls ihr es nicht kennt.

Gamergate

Philip macht einen Schwenk zu „Gamergate“. Dieses komplexe Konstrukt würde den Rahmen dieser Dokumentation aber mehr als sprengen.

GamerGate-Kontroverse bezeichnet eine Online-Belästigungskampagne, die ausgelöst von Debatten über Sexismus in der Videospielbranche im Jahr 2014 unter dem Hashtag #GamerGate stattfand und die als Ausdruck eines Online-Kulturkampfes gesehen wird.

Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Gamergate-Kontroverse

Wir möchten euch aber dringend den englischen Wikipedia-Artikel dazu ans Herz legen.

Ziele der Faschisten

Die Videspielwelt ist riesig und im Ganzen natürlich nicht ganz greifbar. Dennoch hebt Philipp an dieser Stelle die Plattform Steam in den Vorgergrund. Über Avatare und Zahlenkombinationen und -Codes sind rechte Gesinnungen oft im Vorfeld erkennbar. Zahlenkombination wie 88, 14/88, DEUS VULT, usw.

Mit der Nutzung solcher Plattformen zeigt er drei Kernziele hierbei der Aktuere auf:

  1. Die Normalisierung von rechten, bzw. faschistischen Ideologien.
  2. Rekrutierung neuer Mitglieder
  3. Zerstörung und Übernahme von bestehenden Communities

Gegenmaßnahmen & Präsentation

Seitenbetreiber oder Spieleplattformen haben natürlich ihre eigene Netiquette, AGBs und Hausregeln. So gibt es als wirksame Gegenmaßnahmen:

  1. Das Deplatforming: Spezielle Inhalte, Nutzer oder Spiele werden abgeschaltet, gelöscht und verbannt. Nutzerinnen und Nutzern wird intern oft eine Möglichkeit gegeben, diese Inhalte zu melden.
  2. Die Gegenrede: Aktiv die Initiative ergreifen und rechte Accounts direkt konfrontieren. Das ist nicht immer einfach, da hierfür das Gegenüber bereit sein muss, sich auch überzeugen zu lassen oder zumindest dazu bereit sein, sich auf eine Diskussion einzulassen.
  3. Das Blocken: Die wohl einfachste Methode: Accounts von rechten Usern für sich selbst zu Blocken. Diese Möglichkeit bieten eigentlich alle Plattformen mittlerweile.
  4. Das Debunking: Falsche Behauptungen mit Fakten widerlegen. Die sicher schwerste Methode, da hierfür oftmals eine Menge Wissen vorausgesetzt wird.

Wenn ihr alles von Philip / kPdF nochmal nachlesen wollt: Uns wurde freundlicherweise die Präsentation der Session zur Verfügung gestellt. Klickt euch gern durch.

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