[ˈbʁʏkə]
Wo es Brücken braucht, gibt es etwas zu überwinden. Vielleicht einen Graben, Gewässer oder andere mehr oder weniger natürliche Hindernisse. Symbolisch betrachtet, kann mit Brücken auch versucht werden, eine Verbindung zwischen zwei entfernten Standpunkten herzustellen, die ohne diese Verbindung unerreichbar voneinander getrennt wären. Es muss aber auch immer jemanden geben, der diese Brücke errichtet.
Und hier kommt Julia Halm von BrückenBauen UG ins Spiel, die uns in Ihrer Session verrät, wie es durch Kooperation gelingen kann, Geflüchtete und Beteiligte innerhalb der Polizei miteinander ins Gespräch zu bringen. Julia ist zertifizierte Interkultur-Trainerin und systematische Coachin.
Auf das Thema ist Julia gekommen, weil sie im Zuge ihrer Arbeit von der Polizei angesprochen wurde. Mit Blick auf die Präventionsarbeit sollten die Themen Häusliche Gewalt, Verkehrssicherheit, Drogenkonsum etc. in die „Geflüchteten-Community“ gebracht werden, aber aufgrund von Vorbehalte diverse Erfahrungen fehlte der direkte Zugang, das Vertrauen.
Daher wurde das Projekt „Interkulturell Stark“ ins Leben gerufen. Ein Projekt, zur Förderung polizeilicher Präventionsarbeit. Die Idee hierbei:
- Vertrauensaufbau durch gemeinsame Aktiväten
- Spaß gemeinsame Erfolgsmomente
- Platz für Dialog und Austausch
Die konkreten Ziele des Miteinanders:
- Interkulturelle Kompetenz vermitteln
- Gemeinsame Erlebnisse ermögliche
- Dialog auf Augenhöhe stattfinden lassen
- Interesse wecken
- Partizipation sicher stellen
Aus diesem Projekt erwuchs beispielsweise, dass es direkte Treffen in Notunterkünften mit Polizist*innen und Geflüchteten geben wird. Zum Beispiel zum gemeinsamen Sport, für Frage- und Antwortstunden, Kochen, Fahrradkurse, usw.
Was die Brücke zusammenhält
Voraussetzung für ihre Arbeit sei, das hebt Julia besonders hervor, ein vorhandenes, aufrichtiges Interesse am jeweiligen Gegenüber. Natürlich haben Polizeibeamte Kontakt zu Geflüchteten. Jedoch kaum auf einer persönlichen Ebene. Das Typische: Es wird viel übereinander gesprochen, aber fast nie miteinander.
Ein Thema das in der Session aufkam, war die Frage danach, ob solche Projekte eventuell dazu benutzt werden, als Feigenblatt, um vonseiten der Polizei aufzuzeigen: „Seht her, wir versuchen es…“ – während sich strukturell jedoch nichts ändert. Und auch Julia berichtet, dass es innerhalb dieser Strukturen manchmal nur Wenige sind, die dienstlich oder privat überhaupt bereit zum Dialog sind. Dennoch berichtet Julia von einem immer stärker wachsenden Interesse.
Denn, ist man sich bereits einander begegnet und hat im besten Falle schon einmal miteinander kommuniziert, kann man sich beim nächsten Mal ganz anders in die Augen schauen. Das wird nicht die finale Lösung sein. Aber es ist ein Anfang.
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